Die Ratte hatte getan, was ihrer Natur entsprach. Futter suchen, sich fortpflanzen, ihren Nachwuchs versorgen.
Futter zu suchen in einer Wohnung, die im Moment zwar unbewohnt, aber dennoch mit allem, was der Mensch so braucht, ausgestattet ist, ist keine gute Idee. Dort ein Nest zu bauen, noch viel weniger.
Und so war es das traurige Ende der Rattenfamilie, die sich für wenige Wochen im Paradies gewähnt haben musste.
Nachdenkliche - 23. Okt, 18:52
Es war einer der üblichen Sonntagvormittage. Gottesdienst um 10:00. Schon um 8:30 beginnen die Vorbereitungen, Sessel werden geschoben und Tische gedeckt für das anschließende Pfarrcafe, Kelch und Schale gerichtet, Bücher aufgeschlagen. Die Organistin spielt sich ein, die Blumenfee umsorgt die Dekoration vor dem Altar. Die Kantorin kommt pünktlich, die Lektorinnen knapp vorher. Viele bekannte Gesichter betreten die Kirche, grüßen fröhlich, manche erzählen von den Ereignissen der Woche. Es wird gelacht und geplaudert. Alles wie immer.
Fast.
Ein Sommervertretung für den eigenen Pfarrer ist vorgesehen. Fünf Minuten vor Beginn - keine Spur von ihm. Etwas unruhig wäge ich bereits Alternativen ab - Wortgottesdienst / Andacht / Absage...
Zwei Minuten vor Beginn - ein Auto fährt vor, ein Mann steigt aus, geht raschen Schrittes auf das Kirchengebäude zu. Sie sind der Priester? meine Frage. Ja. seine Antwort. Herzlich willkommen, bitte folgen Sie mir. Auf dem Weg zur Sakristei den Ablauf besprochen - eine kurze Ungereimtheit, ob eine oder zwei Lesungen stattfinden werden, ankleiden - 10:01. Wir können fast pünktlich beginnen.
Und so wurde Bartholomäus, der Aushilfspriesters- von den Insidern durch die Messe geleitet, die ihrerseits auf seine Gewohnheiten achteten.
Es war ein Geben und Nehmen - ein Schwingen von einem zum anderen - ein harmonisches Miteinander, bei dem nicht mehr zu erkennen war, dass Bartholomäus diese Kirche und ihre Mitarbeiter noch nie zuvor gesehen hatte.
Er freue sich auf ein Wiedersehen, sagte er beim Abschied.
Nachdenkliche - 14. Jul, 20:02
Nebenbei und doch direkt hatte sie es gesagt:
Ich fühle mich sicher, wenn du neben mir stehst.
Ich wurde tief beschenkt durch diesen Satz.
Vor einiger Zeit bereits hatte ein Anderer gesagt: Mit dir hab ich keine Angst.
Damals hab ich nicht weiter darauf geachtet, heute fällt mir diese Begebenheit wieder ein. Wir waren unterwegs in einem Wald, daneben ein Fluss. Immer tiefer ging es ins Gebüsch. Wie lange wollen wir noch gehen - meine Frage. Bis zum Ende - die Antwort. Es dämmerte schon, als wir die Flussmündung erreichten, auf einem der letzten Steine stehend, das Wasser rauschend, schweigend. Noch ein langer Rückweg - diesmal in der Dunkelheit - vor uns. Die Sterne funkelten bereits, als wir das Auto erreichten.
Den Unterschied zwischen Stern und Planet habe ich kennengelernt und auch den Unterschied zwischen Zeit und Ewigkeit.
Auch damals war ich beschenkt - nicht von dem Satz, der mir erst heute wieder ins Bewusstsein gerückt ist - sondern von der Begegnung und der Ewigkeit, die darin lag.
Nachdenkliche - 14. Jul, 19:46
Es mag unvernünftig sein, an Gott zu glauben.
Was weiß man schon von ihm? Von diesem Hirngespinst älterer Damen, von dieser Projektion der menschlichen Einbildungskraft, vom Rettungsanker für jene, die es gerade notwendig haben? Verurteilt wird er, weil er die Welt im Stich lässt, dass er die Not nicht lindert, Krankheiten nicht wegzaubert, Kriege nicht verhindert. Für alles, was nicht funktioniert, machen wir ihn verantwortlich.
An so jemand zu glauben, kann augenscheinlich nur unvernünftig sein, fast fahrlässig und gefährlich.
Und trotzdem - ich glaube an diesen einen Gott, den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, den Vater - ich glaube an Jesus Christus, und ich glaube daran, dass der Geist Gottes die Menschen durch die Zeit begleitet.
Man mag mich verrückt nennen - glauben Sie mir, ich halte das aus!
Nachdenkliche - 1. Jun, 20:37
"Wofür brauchen die meisten Menschen den Glauben? Das ist die Kernfrage die sie sich stellen - es sollte aber die Frage sein:
Wem nützt es, wenn Menschen glauben?"
Diese Stellungnahme hinterließ ein Leser auf meinem Blog, als ich meine ersten Gehversuche im Glauben beschrieben habe.
Tatsächlich stellt man diese Frage bei vielem in unserer Lebenswelt. Funktion und Nutzen bestimmen unser Weltbild. Brauchen, gebrauchen, verbrauchen... ist alles, was nicht brauchbar ist, dann nutzlos?
Ist nun Glaube brauchbar, nützlich? Ist Liebe brauchbar? Oder Haß? Sind Gefühle insgesamt brauchbar - man könnte doch meinen, sie wären es nicht, denn sie stören das Zusammenleben. Wer sich schon einmal auf den ersten Blick verliebt hat, kann möglicherweise nachempfinden, dass dieses Ereignis das normale Leben auf den Kopf stellt und der Mensch selbst für einige Zeit "unbrauchbar" - weil mit anderem beschäftigt - wird.
Man könnte nun weiterfragen, ob den Glaube mit Liebe gleichzusetzen sei und ob denn dann Glaube in die Gefühlswelt einordenbar wäre.
Glaube bedeutet für mich zuallerst Vertrauen. Und dieses Vertrauen richtet sich auf etwas, dass außerhalb des begrifflich Fassbaren liegt. Auch die Liebe ist Vertrauen. Vertrauen in eine Person oder in mehrere in unterschiedlichen Facetten.
Also ist Glaube und Liebe gleichzusetzen, beides in die Gefühlwelt einordenbar - nicht nützlich oder brauchbar, nicht immer schön und einfach, oft auch schmerzhaft und kompliziert - aber es gehört zum Leben einfach dazu.
Glaube nützt nicht, Glaube ist. Glaube stellt nicht den Anspruch, nützlich zu sein. Menschen stellen den Anspruch, dass etwas brauchbar sein soll, was sie tun.
Glaube kann aber nicht für sich allein stehen. Dem Glauben müssen Taten folgen. Wenn ich mich in einen Menschen verliebe, werde ich alles tun, um ihm zu gefallen. Wenn ich an Gott glaube, werde ich mich bemühen, so zu leben, dass ich seinen Richtlinien gerecht werde. Diese Haltung muss sich dann im Leben der glaubenden Menschen niederschlagen. Beispielsweise wird
der glaubende Mensch für seine Mitmenschen jemand sein, der ihm über schwierige Phasen hinweghilft, er wird Hoffnung geben können - weil er selbst Hoffnung in sich trägt. Trost, Hoffnung, Liebe - genau das ist es, was Menschen in Grenzsituationen helfen kann. Nichtglaubende Menschen können das natürlich auch leisten. Aber glaubende Menschen tun das aus einem anderen Selbstverständnis.
Um die Frage zu beantworten: Ja, Glaube nützt den Menschen - und zwar allen. Merklich wird es aber paradoxerweise erst, wenn sie selbst den Glauben brauchen.
Nachdenkliche - 26. Mai, 19:14
schweben wir durch die Welt.
Den jeweils Anderen bemerkend, bevor er da ist...seine Gedanken im eigenen Kopf...Blicke, die mehr sagen, als alle Worte...
Nachdenkliche - 18. Apr, 20:45
auf etwas vertrauen
auf jemand vertrauen
an etwas glauben
an jemand glauben
nur eine Ahnung zu haben vom Ziel
keinen Einfluss zu haben auf dem Weg dorthin
sich mitnehmen lassen auf eine Reise
und dann - irgendwann - wieder den Boden unter den Füßen spüren
...fliegen!
Nachdenkliche - 14. Mai, 16:51
Ich bin in einem traditionellen katholischen Umfeld aufgewachsen. Der Kirchgang am Sonntag gehörte zu meiner Kindheit, wie die Hausübung zur Schule. Es war einfach so. Besonders interessant empfand ich beides nicht. Spaß hatte ich dabei auch nicht.
Das Leben verging, ich ging zur Erstkommunion, wurde gefirmt. Ich lernte einen Beruf, verliebte mich, bekam einen Sohn. Auch ihn wollte ich traditonell katholisch aufwachsen lassen. Taufe, Erstkommunion - das machte man einfach weil es dazugehörte.
Bei der Vorbereitung zur Erstkommunion fand auch ich wieder einen Zugang zur Kirche. Ich wurde Tischmutter und hatte Freude dabei. Mein Sohn wurde Ministrant. So gingen wir fortan - Mutter und Sohn am Sonntag in die Kirche. Irgendwie bin ich dann reingerutsch in das pfarrliche Leben. Zuerst wird man gefragt, ob man diesen und jenen Kuchen backen möchte, dann ob man eine Lesung übernehmen möchte. Das geht so weiter.
Mittlerweile bin ich mittendrin. Die Menschen haben mich zur Pfarrgemeinderätin gewählt, ich übernehme Aufgaben im Gottesdienst und in der Pfarre. Ich besuche Menschen, ich bin bei so manchen Gottesdiensten auch während der Woche dabei.
Und weil man ja wissen sollte, worum es bei diesem katholischen Glauben geht, habe ich angefangen, mich näher zu interessieren. Ich habe Kurse besuchte, sogar ein Studium begonnen. Ich war im Heiligen Land und habe mir die Orte angesehen, an denen Jesus gewirkt hat.
In manchen Momenten denke ich, wie schön und wunderbar doch dieser Glaube ist. Ich fühle mich getragen und geborgen von der Gemeinschaft. Wenn ich am Sonntag sage: 'Ja, ich glaube' - dann kommt es manchmal aus tiefstem Herzen. Aber es gibt die Schattenseiten. Das sind die Momente, in denen ich zweifle - an mir und meiner Zurechnungsfähigkeit. Ob man denn wirklich auf diesen Glauben bauen kann. Ob er Fundament für ein Leben sein kann. Oder ob er Flucht ist. Flucht aus einer Welt in eine andere, in der andere Dinge wichtig sein könnten, als in der realen.
Bin ich also wirklich zum Glauben gekommen?
Nachdenkliche - 8. Mai, 07:53
Eine Nachricht überraschte mich heute aus heiterm Himmel - wie das so ist, wenn Menschen sterben.
Ich kannte Herrn S. nicht besonders gut, aber er war Teil meines Lebens. Er hatte vor 18 Jahren eine Weiche in meinem Leben gestellt und seither war ich ihm in Dankbarkeit verbunden.
Er nannte mich "Christkindl", weil der Tag unserer Begegnung der 27. Dezember war. Jahre später schenkte er mir ein Engerl, das noch heute auf meinem Schreibtisch steht.
Unsere Begegnungen in all den Jahren waren kurz, und dennoch sind viele im Gedächtnis geblieben.
Dieser kleine alte Mann, der sich rauchend, trinkend und feiernd des Lebens freute, lebt nun ein anderes Leben weiter.
Kurz war sein Sterben - Herzinfarkt beim Autofahren, dann der unvermeidliche Unfall - sofort tot.
Traurig und nachdenklich bleibe ich zurück.
Nachdenkliche - 8. Jul, 18:31
Liebt eure Feinde, tut denen Gutes, die euch hassen. (Lk 6,27 - christliche Bibel)
Nicht mitzuhassen, sondern mitzulieben bin ich geboren. (Sophokles)
Wenn du die Götter nachahmen willst, erweise auch den Undankbaren Wohltaten. (Seneca)
Hat dein Feind Hunger, gib ihm zu essen; hat er Durst, gib ihm zu trinken! (Spr 25,21 - jüdische Bibel)
Feindschaft vergilt mit Liebe (Laotse)
Unterschiedliche Motivationen für diese Aussagen und doch sähe die Welt heute anders aus, würde die Menschen diese in die Tat umsetzen. So einfach könnte es sein...oder doch nicht?
Nachdenkliche - 16. Apr, 08:00
Mut ist nicht immer laut, manchmal ist Mut die kleine Stimme am Ende des Tages, die sagt: Ich versuch`s morgen wieder!
Nachdenkliche - 24. Aug, 03:25
Die Liebe
...ist langmütig,
die Liebe ist gütig.
Sie ereifert sich nicht,
sie prahlt nicht,
sucht nicht ihren Vorteil,
lässt sich nicht zum Zorn reizen,
trägt das Böse nicht nach.
Sie freut sich nicht über das Unrecht,
sondern freut sich an der Wahrheit.
Sie erträgt alles,
glaubt alles,
hofft alles,
hält allem stand.
Quelle: 1 Kor 13,4-7 (EÜ)
Nachdenkliche - 3. Apr, 22:26
Wenn Du glaubst...
- alles liefe schön langsam wieder rund
- du hättest wieder Boden unter den Füßen
- das Leben hätte wieder Farbe
- das Grau wäre verschwunden
- es könnte alles gut werden
... dann holen dich die Menschen schnell herunter, von deinem Höhenflug. Die Realität wirft dich zu Boden und es bleibt die schmerzhafte Erfahrung, dass noch lange nicht alle gut ist und es vielleicht auch nie wieder werden wird.
Wie einfach wäre es, liegen zu bleiben....
Nachdenkliche - 1. Mär, 08:57